Die Pilatus Flugzeugwerke AG haben die Grossteilezerspanung neu aufgestellt: Mittelgrosse Aluminium-Strukturbauteile zwischen 750 mm und 4.000 mm Länge werden seit Oktober 2016 auf einem flexiblen Fertigungssystem (FFS) der Starrag Group mit zwei ECOSPEED F Bearbeitungszentren hochautomatisiert bearbeitet. Im Vergleich zu vorher erhöhte sich die Produktionskapazität um ungefähr ein Drittel.
Endmontagehalle der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans, Zentralschweiz: Hier spürt man die Faszination des Fliegens viel mehr, als wenn man selbst in einem „gewöhnlichen“ Personenflugzeug sitzt. Zwischen den neusten Modellen des fast 1.500 Mal verkauften einmotorigen Turboprop-Mehrzweckflugzeugs PC-12, einigen Vertretern des hochmodernen Trainingsflugzeugs PC-21 und den drei Prototypen des zweistrahligen Business Jets PC-24, der 2017 zertifiziert werden wird und bereits über 80 Mal geordert wurde, wächst der Wunsch, selbst den Steuerknüppel in die Hand zu nehmen und abzuheben.
Kein Wunder, dass sich Pilatus mit diesen verhältnismässig kleinen Flugzeugen verschiedene Nischenmärkte erobert hat. Denn sie wissen durch hohe Qualität, individuelle Ausstattungs- und Leistungsmerkmale sowie den mehrfach ausgezeichneten Kundendienst weltweit zu überzeugen. Mit 65 % Umsatzanteil im Jahr 2015 war Asien der grösste Absatzmarkt für das Schweizer Unternehmen, gefolgt von Amerika mit 23 % und Europa mit 8 %.
Seit Jahren steigen Umsatz und Auftragseingang kontinuierlich und mit der Marktreife des als Super Versatile Jet bezeichneten PC-24 wird die benötigte Produktionskapazität einen neuen Höhepunkt erreichen. Da sich weder die Räumlichkeiten, noch die Anzahl der Mitarbeiter beliebig vergrössern lassen, fassten die Verantwortlichen den Entschluss, die Grossteilezerspanung auf neue Füsse zu stellen und damit zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.
Schliesslich besteht der neue Business Jet, wie auch alle anderen Pilatus Flugzeuge, von der Nase bis zur Heckflosse und den Flügelenden aus zahlreichen Aluminium-Strukturbauteilen. „Deren Bearbeitung gehört zu unseren Kernkompetenzen“, erklärt Walter Duss, Abteilungsleiter Mechanische Bearbeitung. „Mit Wandstärken von teilweise nur 1,2 Millimetern sind diese bei uns – im Vergleich zu anderen Flugzeugherstellern – extrem filigran. Der Zerspanungsgrad liegt dementsprechend meist deutlich über 90 %.“
Um die Produktivität in diesem Know-how intensiven Kernsegment zu erhöhen, sollte für Bauteile von 750 mm bis zu 4.000 mm Grösse ein flexibles Fertigungssystem installiert werden, das einen weitgehend automatisierten Produktionsprozess ermöglicht. Weitere wichtige Punkte im Pflichtenheft waren die Möglichkeit zum hauptzeitparallelen Umrüsten mit einem Arbeitspuffer im Palettenmagazin sowie ein insgesamt reduzierter Umrüstaufwand, um das Teilespektrum von über 200 Pilatus Artikeln in dieser Grössenordnung wirtschaftlich handhaben zu können.